Militärischer Weg
Die Familie Trogrlić war über Generationen hinweg militärisch engagiert und stand stets im Dienst ihrer Heimat.

Aufgestellt von den Trogrlić im Jahr 2008 in Vranjače
Aufstieg einer Bauernfamilie zu lokaler Bedeutung
Land und Einfluss
Die Republik Venedig vergab Land an lokale Familien, um ihre Grenzen gegen die Osmanen zu stärken. Diese Landgeschenke waren Teil einer gezielten Strategie, um loyale Verteidiger zu gewinnen und entlang der Grenze stabile Stützpunkte zu schaffen. Besonders in Dalmatien und Istrien, wo der Widerstand gegen die Osmanen von großer Bedeutung war, sollten die Empfänger des Landes als militärische Wachtposten dienen. Auf diese Weise verband Venedig den Landbesitz mit der Verantwortung, die Grenze zu schützen und die Sicherheit der Republik zu gewährleisten.
Im Jahr 1725 erweist sich die Familie Trogrlić als fest etabliert und wirtschaftlich aktiv. In einer Auflistung der venezianischen Verwaltung erhalten vier Trogrlić-Familien Landzuteilungen, was eine hohe gesellschaftliche Relevanz dieser Linien belegt:
- Mate Trogrlić: 30-köpfige Familie, erhielt 9 Kanape
- Ivan Trogrlić: 7-köpfige Familie, erhielt 6 Kanape
- Martin Trogrlić: 8-köpfige Familie, erhielt 13 Kanape
- Grgo Trogrlić: 7-köpfige Familie, erhielt 6 Kanape
Diese Aufzeichnungen machen deutlich, dass die Familie bereits um die Wende zum 18. Jahrhundert zu den einflussreicheren bäuerlichen Sippen der Region gehörte. Ihr Einsatz gegen die Osmanen, ihre Rückkehr und Treue zur neuen venezianischen Verwaltung zahlten sich sichtbar aus.
Die Trogrlić in venezianischen Diensten (1796)
Am Ende des 18. Jahrhunderts, in den letzten Jahren der venezianischen Herrschaft über Dalmatien, findet sich ein bemerkenswerter Hinweis auf Mitglieder der Familie Trogrlić aus Studenci in den Registern der Republik Venedig. In einer Militärliste vom 31. Dezember 1796, aufbewahrt in Venedig, werden drei Männer dieser Linie als Soldaten der persönlichen Kompanie von Oberst Vicko Michieli Vitturi geführt:
- Augustin Trogrlić, Sohn von Mate
- Mate Trogrlić, Sohn von Augustin
- Miho Trogrlić, Sohn von Petar
Alle drei stammen aus Studenci, einem Ort, der über viele Generationen hinweg ein Zentrum der Familie Trogrlić war. Ihre Eintragung in die militärischen Aufzeichnungen legt nahe, dass sie Teil der berühmten „Fanti Oltramarini“ waren – der dalmatinischen Auslandstruppen Venedigs, die in der Hauptstadt selbst wie auch in anderen Teilen des Reiches dienten.

- Wer war Oberst Vicko Michieli Vitturi?
Vicko Michieli Vitturi war ein venezianischer Adliger und Offizier aus einer der alten Patrizierfamilien Dalmatiens. Die Familie Michieli-Vitturi entstammte ursprünglich der venezianischen Oberschicht, war jedoch im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts auch in Dalmatien stark präsent – insbesondere in Split und Trogir. Vicko selbst war ein loyaler Diener der Republik und befehligte bis zu deren Untergang eine persönliche Truppe aus ausgewählten dalmatinischen Soldaten, viele davon katholische Kroaten aus dem Hinterland.
Sein Name erscheint in mehreren militärischen Aufzeichnungen jener Zeit, insbesondere im Zusammenhang mit der Verteidigung der verbleibenden venezianischen Positionen gegen französische und österreichische Einflüsse. Die Tatsache, dass Mitglieder der Familie Trogrlić direkt unter seinem Kommando standen, verweist auf eine gewisse Verlässlichkeit, Disziplin und wohl auch regionale Reputation dieser Männer.
- Was ist ein Kanape?
Kanape war eine historische Flächeneinheit, die in der Zeit der venezianischen Verwaltung in Dalmatien und der Herzegowina verwendet wurde. Der Begriff stammt vom venezianischen „canapo“, also einem Seil, das zum Vermessen von Land genutzt wurde.
Größe eines Kanape:
Ein Kanape entsprach etwa 1/3 Hektar, also rund 3.300–3.500 Quadratmetern, abhängig von Region und Bodentyp.
Bedeutung für Familien wie die Trogrlić:
Im Jahr 1725 erhielten vier Trogrlić-Zweige von der Republik Venedig zwischen 6 und 13 Kanape Land – teils über 30.000 m² pro Familie. Das war nicht nur eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage, sondern auch ein Zeichen für ihre Treue, Wehrkraft und Bedeutung in der Grenzregion zu den Osmanen.
Rechtlich gesehen handelte es sich meist um vererbbares Nutzungsrecht, das unter bestimmten Bedingungen an die Familie gebunden war.
Bedeutung für die Familiengeschichte
Die Nennung gleich mehrerer Trogrlić aus Studenci im Dienste der venezianischen Armee ist ein eindrucksvoller Beleg für die militärische und soziale Rolle, die einzelne Familienmitglieder zum Ende des 18. Jahrhunderts in der Region innehatten. In einer Zeit der Unsicherheit, in der sich die Machtverhältnisse zwischen Venedig, Habsburg und Napoleon rapide verschoben, stellten sie sich auf die Seite der alten Ordnung – der Serenissima.
Diese Episode bildet nicht nur den Übergang von der venezianischen zur österreichischen Herrschaft, sondern markiert auch das Ende eines militärischen Systems, in dem dalmatinische Bauern und Krieger für Venedig kämpften und gleichzeitig ihre Dörfer, ihren Glauben und ihre Identität verteidigten. Dass die Familie Trogrlić in diesem Moment auf der Bühne der Geschichte erscheint, ist mehr als eine Randnotiz – es ist ein Hinweis auf ihre Verwurzelung in der historischen Entwicklung der Region.
Der Zweite Weltkrieg und das Schicksal der Familie Trogrlić

Während des Zweiten Weltkriegs schlossen sich mehrere Angehörige der Familie Trogrlić den kroatischen Einheiten an, die im Kampf für ein unabhängiges Kroatien standen. Mit dem Kriegsende im Mai 1945 und dem Rückzug vieler Einheiten in Richtung Österreich verliert sich die Spur einiger Familienmitglieder in Bleiburg – jenem Ort, der später zum Synonym für ein großes Nachkriegstrauma der kroatischen Geschichte werden sollte. Einer von ihnen war Mirko Trogrlić, der Bruder von Mate „Krolo“. Lange wurde vermutet, dass auch er dort sein Leben ließ.
Mate Trogrlić, selbst kein Kämpfer, leistete dennoch stillen Widerstand. Er unterstützte kroatische Einheiten, die sich in der Region aufhielten, mit Lebensmitteln und seiner exzellenten Ortskenntnis. Niemand kannte die Wälder, Wege und Verstecke rund um Vranjače besser als er. Diese Hilfe machte ihn jedoch nach Kriegsende zur Zielscheibe der neuen kommunistischen Macht. Partisanen aus dem benachbarten Roško Polje kamen eines Tages, um ihn „zum Verhör“ mitzunehmen – ein Euphemismus, der in jenen Tagen fast immer das sichere Todesurteil bedeutete.
Doch sie hatten nicht mit Mila Trogrlić, der erst 17-jährigen Tochter von Mate, gerechnet. Entschlossen stellte sie sich schützend vor ihren Vater, zog eine Handgranate und drohte, sich selbst und alle Beteiligten in die Luft zu sprengen, sollte man es wagen, ihn mitzunehmen. Die Partisanen wichen zurück – und niemand wagte es je wieder, Mate zu verhören oder zu belästigen.
Bleiburg – ein stilles Trauma
Bleiburg steht in der kroatischen Erinnerungskultur sinnbildlich für das tragische Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Mai 1945 zogen sich zehntausende kroatische Soldaten, Zivilisten, Frauen und Kinder in Richtung Österreich zurück, in der Hoffnung, sich den Alliierten zu ergeben. Doch viele von ihnen wurden an die jugoslawischen Partisanen übergeben – ein Akt, der in zahlreichen Fällen mit willkürlichen Massenhinrichtungen und Todesmärschen endete. Die genaue Zahl der Opfer ist bis heute nicht vollständig bekannt, doch das Ereignis hinterließ tiefe Spuren in unzähligen kroatischen Familien – auch in der Familie Trogrlić.
Bleiburg bleibt ein Mahnmal für die Grausamkeit des Kriegsendes und den Preis der politischen Vergeltung.

Jahrzehnte vergingen, bis sich das Schicksal von Mirko Trogrlić klärte. 2014 wurde er in einer psychiatrischen Klinik in Mostar wiedergefunden – ein gebrochener Mann, gezeichnet von einem Schicksal, das niemand aus der Familie je ganz rekonstruieren konnte. Dort verstarb er schließlich. Sein Neffe Marinko „Majin“ Trogrlić, der Sohn von Mate „Krolo“, ließ den Leichnam überführen und bestattete ihn mit Würde im Familiengrab von Mate in Roško Polje.

Die Familie Trogrlić im Kroatischen Unabhängigkeitskrieg (Domovinski rat)
Auch im Kampf für die Unabhängigkeit Kroatiens in den 1990er Jahren stand die Familie Trogrlić fest an der Seite ihres Volkes. Mehrere Mitglieder aus Vranjače und der weiteren Verwandtschaft meldeten sich freiwillig zur Verteidigung des jungen kroatischen Staates, viele von ihnen in der Zbor Narodne Garde (ZNG), der Vorläufertruppe der Kroatischen Armee.
Besonders hervorgehoben werden muss das Opfer von Ivan Trogrlić aus Vranjače, der zu den elf Helden von Bjelovar zählt, die am 29. September 1991 bei der Explosion im Munitionslager Barutana ihr Leben ließen. Diese Männer hatten sich dem serbischen Major Milan Tepić entgegengestellt, der das Arsenal mit über 170 Tonnen Sprengstoff in die Luft jagen wollte, um die Stadt zu zerstören. Trotz Lebensgefahr versuchten Ivan und seine Kameraden, den Anschlag zu verhindern – wissend, dass dies ihren Tod bedeuten könnte. Ihre selbstlose Tat rettete unzählige Leben in Bjelovar und Umgebung.
Ivan Trogrlić wird bis heute in Ehren gehalten. Sein Name wird jedes Jahr am 29. September in Bjelovar verlesen – bei der Gedenkzeremonie am Spomen-područje Barutana, wo diese elf Männer als wahre Helden der Republik Kroatien verehrt werden. Ihre Tapferkeit, ihr Mut und ihr Opferwillen bleiben unvergessen – nicht nur in Bjelovar, sondern auch in Vranjače, wo Ivan seine Wurzeln hatte.

19.11.1970 - 29.09.1991