Legende der fünf Brüder

In der Familie lebt eine außergewöhnliche Überlieferung

Die Legende von den fünf "Woldsbrüder" aus Vranjače

Vor langer Zeit, zur Blütezeit der osmanischen Herrschaft, lag versteckt in den Bergen zwischen Bosnien und Dalmatien ein kleines Dorf namens Vranjače. In diesem rauen Land, wo der Winter tief schnitt und die Wälder flüsternd ihre Geheimnisse trugen, lebten fünf Brüder einer einzigen Blutlinie. Ihre Namen sind längst vergessen – doch ihre Legende lebt weiter.

Die Brüder waren weit und breit bekannt – nicht wegen Reichtum oder Titeln, sondern wegen ihrer unerschütterlichen Stärke, ihrer Treue und ihrer Furchtlosigkeit. Jeder von ihnen hatte sich den Janitscharen gestellt, Steuereintreiber überlistet und Wölfe gejagt, die die Täler heimsuchten. Gemeinsam bildeten sie einen unzerbrechlichen Ring des Schutzes um ihre Heimat.

Man sagt, ihr Haus hatte kein Schloss – denn kein Mensch wagte es, ungebeten einzutreten. Selbst Andrija Šimić und seine Hajduken – jene legendären Freiheitskämpfer und Gesetzlosen, die aus Wäldern und Höhlen heraus gegen die Osmanen kämpften – hielten Abstand zu ihrem Herdfeuer. Nicht aus Scham, sondern weil sie wussten: Wenn die fünf Brüder nicht deine Blutsverwandten waren, hattest du bei ihrem Feuer nichts verloren.

Eines Winters kam eine Bande skrupelloser Söldner aus Dalmatien herab, plünderte und verbrannte Dörfer beiderseits der Grenze. Sogar unter den Hajduken waren sie gefürchtet. Doch als sie Vranjače erreichten, hielten sie am Rand des Waldes inne. Die Bäume schienen warnend zu summen. Einer der Ältesten unter ihnen flüsterte:

 „hier leben die fünf wolfsbrüder. Weiter gehen wir nicht.“

Manche sagen, die Brüder seien, als sie alt wurden, in den Wald verschwunden und zur Erde zurückgekehrt, die sie einst nährte. Andere glauben, sie wandeln noch immer – Schatten zwischen den Bäumen, die das Dorf im Geiste beschützen.

So lauten die Erzählungen und so wurde es Besungen.

Warum sollten einfache Bauern gefürchtet sein?

1. Bauern – ja, aber auch Krieger

Die Trogrlić-Brüder, von denen in der Legende die Rede ist, lebten vermutlich in einer Grenzregion, geprägt von ständigen Auseinandersetzungen mit osmanischer Willkür, Naturgewalten und sozialer Unsicherheit. Viele Bauern dieser Zeit waren:

  • bewaffnet – mit Flinten, Säbeln, langen Messern
  • kämpferisch – oft ehemalige Milizionäre, Cernida-Kämpfer oder Grenzwächter
  • organisiert – Brüder, die zusammenhielten, konnten ein kleines Heer bilden

In abgelegenen Dörfern war oft nicht der Titel, sondern der Ruf entscheidend. Wer gefährlich wirkte, galt als gefährlich. Wer sich zu wehren wusste, wurde respektiert.

2. „Wolfsbrüder“ als Archetyp

Die Bezeichnung „Wolfsbrüder“ ist in sich schon mächtig:
Der Wolf steht für Stärke, Unabhängigkeit, Treue zur Sippe und unbändige Kraft.
Fünf Brüder, die wie Wölfe zusammenlebten – das bedeutet:

  • Sie waren unberechenbar
  • Sie galten als eigenständig
  • Vielleicht waren sie hochgewachsen, schweigsam, wild – Erscheinungen, die Eindruck machten

Solche Männer ließen sich nicht leicht überrumpeln – und Hajduken wie Šimić wussten genau, wen man lieber meidet als provoziert.

3. Ein stilles Übereinkommen

Möglicherweise war es kein Ausdruck von Angst, sondern von Respekt unter Gleichen:
Šimić erkannte: „Diese Männer brauchen kein Ärger – sie leben schon im Kampf mit der Welt.“
Vielleicht hatte er eine regionale Verbindung, die ihn veranlasste, sie nicht zu stören.

Andrija Šimić (1833–1905) war einer der bekanntesten Hajduken – Rebellen und Freiheitskämpfer – aus der Herzegowina. Er war berühmt für seinen Mut, seine List und seine Ablehnung der osmanischen Herrschaft. Šimić wurde zur Legende, weil er reiche Feudalherren und Behörden herausforderte, dabei aber oft als Beschützer der einfachen Leute galt.

Die Hajduken (kroat. hajduci) waren bewaffnete Männer, die vom 17. bis 19. Jahrhundert in den Grenzgebieten Dalmatiens, der Herzegowina und Bosniens lebten. Je nach Perspektive galten sie als Räuber oder als Helden – viele kämpften gegen die Osmanen oder die Obrigkeit und wurden später als Volkshelden verehrt.

Zwischen Legende und Wahrheit: Was macht die Erzählung so stark?

In einer Welt ohne Titel, Urkunden oder Universitäten wurden Respekt, Furcht und Bewunderung durch Taten und Haltung erzeugt. Die Legende lebt nicht, weil man nachprüfen kann, ob sie stimmt – sondern weil sie erzählt, was wahr ist im Geist der Familie:

  • Dass die Trogrlić keine gewöhnlichen Bauern waren
  • Dass sie zusammenhielten
  • Dass sie eine stille Macht verkörperten, die selbst von Gesetzlosen anerkannt wurde
  • Und dass ihr Feuer niemals ausgelöscht wurde, weder von Osmanen, Hajduken noch der Zeit

Warum sollte Šimić Respekt gehabt haben?

Weil diese fünf Brüder nicht einfach Bauern waren.
Sie waren – in den Augen ihrer Zeitgenossen – Verkörperungen von Stärke, Stolz und Selbstständigkeit.
Und Šimić, der selbst einer rauen, ungeschriebenen Ordnung folgte, erkannte in ihnen vielleicht keine Bedrohung – aber sehr wohl eine Grenze, die man besser respektiert.

Man setzt sich nicht ans Feuer von Wölfen – nicht aus Angst, sondern aus Anerkennung.

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